KUNDGEBUNG | ETWAS MUSIK
„Wir kapitulieren nie!“ – stand noch an vielen Gebäuden, als das Oberkommando der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 offiziell und bedingungslos die Waffen strecken musste. Als die Nachricht vom Ende der deutschen Besatzung am selben Tag in Paris eintraf, war dies der Auftakt zu einem zweitägigen Fest: Die Menschenmassen feierten auf den Straßen den Sieg über Deutschland. Seitdem ist das Ende vom Nationalsozialismus ein jährlicher Anlass zum Feiern.
In einigen Ländern ist der Tag der Befreiung ein offizieller Feiertag. Beispielsweise in Italien gilt der 25. April (Italien wurde knapp zwei Wochen vorher befreit) als einer der beiden höchsten Nationalfeiertage. In Deutschland dagegen konnte sich die Feierlaune nie richtig durchsetzen. Die Befreiung wurde als Niederlage empfunden. Der 8. Mai war der „Tag der Kapitulation“.
Folgerichtig ist der 8. Mai auch kein deutscher Feiertag. Heute wird dieser Tag zwar differenzierter, meistens jedoch gar nicht wahrgenommen. Wie in anderen Bereichen auch, gab es weniger Brüche und mehr Kontinuitäten zu NS-Strukturen und Ideologien. Aus diesem Pool wurde sich über die Jahrzehnte hinweg personell und politisch gerne bedient – auch von Seiten der ehemaligen Alliierten.
Deserteure, Kriegsdienstverweigernde, Wehrkraftzersetzende und andere Menschen, die sich mit hohem persönlichen Risiko auf die Seite des Widerstandes gestellt hatten oder nur nicht mitspielen wollten, galten als Verräter und kaum als Vorbild.
Lasst uns den 8. Mai feiern – wenn auch diesmal sehr begrenzt. Zum Gedenken an die vielen unbeachteten Geschichten vor und nach der Befreiung: widerständige, subversive, aufrechte, verweigernde und solidarische. Geschichten von Frauen mit und ohne Waffen, die mancherorts das Rückgrat des Widerstands bildeten und gleichzeitig zum gesellschaftlichen Befreiungsschlag ausholten. Geschichten von jüdischen Aufständen in Ghettos und Lagern; Flucht, Schmuggel und Rettungsaktionen aus den Städten in die Wälder, auch zum dortigen PartisanInnenkampf. Auch über die Soldaten der alliierten und roten Armeen gibt es bekanntere Geschichten. Sehr selten erzählt sind dagegen die Schicksale der Menschen aus der sogenannten 3. Welt: Sie und ihre Lebensgrundlagen wurden von allen Seiten rücksichtslos ausgebeutet. In vielen Armeen waren sie die frei- oder unfreiwillige Speerspitze, mussten die militärische Drecksarbeit leisten und wurden dennoch rassistisch angefeindet.